L´Etroit Mousquetaire (Parodie von 1922)

Max Linder, l`homme au chapeau de soie, wie seine Tochter Maud ihn rückblickend nannte, ist heute leider nicht mehr jedem ein Begriff - und doch bezeichnete Charlie Chaplin den genialen französischen Komiker und Stummfilmpionier als sein Vorbild, seinen "professeur" und Lehrer. So kennen heutzutage wohl auch nur wenige Max Linders hervorragende Filmparodie „L´étroit mousquetaire“, entstanden im Jahr 1922 als kurioses Pendant zur bekannten Verfilmung der „Drei Musketiere“ durch Douglas Fairbanks, in deren originalen Bauten und Kulissen Linder seine geniale Persiflage drehte. Was kam dabei heraus? Ein kompakter Film voll Witz und geballter Komik, rasanter Action gepaart mit skurrilen Details – Königin Annes barocke Schreibmaschine und ihr musikalisches Damenensemble sorgen für überraschendes Ambiente am königlichen Hof, und man darf sich daher nicht wundern, dass Kardinal Richelieus geheime Nachrichtenübermittlung ebenso wie der tatkräftige Einsatz der drei Musketiere bereits mit modernsten Methoden funktioniert!

Max Linder, der perfekte Dandy, in seinen Filmen so gut wie immer in elegantem schwarzem Frack und seidenem Zylinder, seinem erklärten Markenzeichen, das auch hier augenzwinkernd zur Verwendung kommt, verkörpert d`Artagnan, den verwegenen Gascogner, mit unglaublichem Elan und ebensolcher Verve, sowohl in wahrhaft gelungenen Fechtszenen als auch beim Charmieren seiner süßen, holden Constance - da stimmt einfach alles, vom Scheitel bis zur Zehe, von der Körperhaltung über die Bewegungen und Gesten bis hin zur Mimik, und diese sind, wie sämtliche übrigen Ausdrucksmittel dieses Films, so eindringlich und prägnant, dass man wahrhaftig keine gesprochenen Dialoge braucht!

Schon gar nicht beim Anblick des tierischen Hauptdarstellers, d`Artagnans Maultier, das ihn getreulich nach Paris bringt und dabei sein überraschendes Talent für Zirkuslektionen präsentiert. „L`étroit mousquetaire“ ist schlicht und einfach ein Meisterwerk, und wenn man es betrachtet, kommt man nicht drum herum, Max Linder wie seiner gesamten Filmcrew für diese hinreißende Performance in tiefer Bewunderung zu applaudieren.

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